Viele ungeschriebene Gesetze regeln das Trinkgeld in Deutschland. Wer auch in einer fremden Kultur das richtige Maß finden will, stößt auf viele Fragen: In welchen Ländern zahlt man überhaupt Trinkgeld? Und wenn ja, wie viel? Für knapp die Hälfte der HolidayCheck User (48 Prozent) ist das Reiseziel entscheidend für den Betrag. Mehr als ein Viertel der Umfrageteilnehmer (26 Prozent) zeigt sich im Urlaub spendabel und gibt mehr Trinkgeld als in der Heimat.[1] Angemessen? HolidayCheck Experte Christoph Heinzmann erklärt die Trinkgeld-Gepflogenheiten in Europa und der Welt.
In diesen Ländern ist Freundlichkeit gratis
Fast vier Prozent gaben in der Umfrage an, dass sie im Ausland grundsätzlich kein Trinkgeld geben. Zumindest in den folgenden Ländern machen sie sich damit nicht zwingend unbeliebt: In Italien ist das Trinkgeld nicht obligatorisch, obwohl die Servicekräfte an touristischen Orten den Brauch liebgewonnen haben. Wer besonders zufrieden war, lässt einfach ein paar Münzen liegen. Wenig ausgeprägt ist die Trinkgeld-Kultur auch bei unseren direkten Nachbarn, den Niederlanden und Belgien. Gleiches gilt für Island.
Hier fühlen wir uns wie daheim
Fast jeder Fünfte (19 Prozent) macht es sich laut Umfrage einfach und gibt kurzerhand so viel Trinkgeld wie in Deutschland – üblich sind hierzulande fünf bis zehn Prozent. Die kommen auch hinter mancher Grenze gut an, zum Beispiel in Österreich. Auch in den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland sind rund fünf Prozent des Rechnungsbetrags üblich. In der Schweiz sind zehn Prozent angemessen.
Nicht unter zehn Prozent
„Generell gilt: Wer ein Zehntel des Rechnungsbetrags für den Kellner aufschlägt, ist damit in den meisten europäischen Reiseländern auf der sicheren Seite“, sagt Heinzmann von HolidayCheck. In einigen Ländern sollte der Gast nicht unter diese Grenze gehen – etwa dann, wenn er wie Gott in Frankreich gespeist hat. Très important: Bloß nicht aufrunden, sondern das Wechselgeld vom Kellner erst einmal entgegennehmen und die Münzen anschließend auf dem Tisch liegen lassen! Auch in Großbritannien und Irland sind zehn Prozent Trinkgeld üblich. Die gute Nachricht für die, die sich vor allem fürs Nachtleben interessieren: In den Pubs werden Getränke am Tresen bezahlt, aufrunden ist dabei nicht üblich. Wer sich beim Barkeeper erkenntlich zeigen möchte, lädt ihn auf ein Getränk ein. Wer in Griechenland, Portugal oder Spanien Urlaub macht, sollte die Bedienung in Bars und Restaurants ebenfalls mit einem Obolus bedenken. Die Hellenen freuen sich über 10 Prozent, in Portugal und Spanien ist alles zwischen zehn und 15 Prozent akzeptabel. In der Türkei erwarten Gastronomen ebenfalls das sogenannte „Bakschisch“. Achtung: Wer keins gibt, verhält sich unhöflich. Üblich sind zehn Prozent.
Tipping is not a city in China
Schilder, mit denen das Trinkgeld eingefordert wird, dürften vielen Asiaten die Schamesröte ins Gesicht treiben: „Während das finanzielle Dankeschön für den Service in westlichen Ländern heute zum guten Ton gehört, galt es in weiten Teilen Asiens lange als Beleidigung“, so Heinzmann. In Vietnam, Malaysia und China setzt sich das Trinkgeldgeben nur langsam durch – in touristischen Zentren sind in Restaurants 10 Prozent gern gesehen. In Thailand sollte man grundsätzlich mindestens 10 Baht (entspricht derzeit etwa 25 Cent) geben, weniger gilt als unhöflich. In Japan ist Trinkgeld bis heute ein Fauxpas, denn guten Service versteht man als Selbstverständlichkeit.
Bakschisch erwünscht
In den Emiraten, darunter Dubai, erheben Betreiber von Restaurants oder Hotels generell eine Servicegebühr von rund 15 Prozent. Trinkgeld nehmen die Bediensteten sowie Taxifahrer darüber hinaus gerne an – etwa zehn Prozent sind angemessen, am besten in der lokalen Währung Dirham. Ein „Bakschisch“ von rund zehn Prozent erleichtert auf Reisen die Kommunikation mit Gastgebern in nordafrikanischen Staaten. Neben Gastronomen nehmen auch Dienstleister gerne eine Anerkennung entgegen. Besonders in Ägypten wichtig: Den Obolus immer persönlich überreichen! Trinkgeld ist überall willkommen, wird eventuell sogar eingefordert.
Tip, please!
In den USA und Kanada verdienen Servicekräfte meist nur ein geringes Grundgehalt und sind finanziell auf die Höflichkeit ihrer Gäste angewiesen. Wenn nicht bereits eine Servicegebühr auf der Rechnung steht, sollten Restaurantbesucher 15 bis 20 Prozent geben – selbst dann, wenn der Service nicht gut war. Packt allerdings ein Mitarbeiter an der Supermarktkasse die Einkäufe in Tüten, ist Trinkgeld dafür nicht gern gesehen. Nachdem man finanzielle Belohnungen für guten Service in Australien und Neuseeland lange Zeit nicht als notwendig erachtete, öffnen sich auch diese Länder langsam der Trinkgeldkultur.
Das Dankeschön fürs gemachte Bett
Nicht vergessen: In den Ländern, in denen Trinkgeld üblich ist, sollte in Hotels auch das Personal ein Dankeschön erhalten! Viele Mitarbeiter sorgen oftmals unsichtbar dafür, dass der Aufenthalt angenehm wird. „Die Hotelangestellten für besondere Leistungen mit einem Trinkgeld zu belohnen, gehört zum guten Ton“, sagt der Reise-Experte. „Reinigungs-, Zimmer- oder Gepäckservicekräfte freuen sich über eine kleine Geste von ein bis zwei Euro. Ein Tipp: Das Trinkgeld entweder persönlich übergeben oder zusammen mit einem ‚Danke‘-Zettel auf dem Zimmer liegen lassen.“
[1] Umfrage unter 1.026 HolidayCheck Usern im Oktober/November 2015. Auf die Frage „Wie viel Trinkgeld geben Sie im Ausland normalerweise?“ antworteten 19,3 Prozent mit „Etwa so viel wie in Deutschland“; 26,02 Prozent mit „Mehr als in Deutschland“; 2,83 Prozent mit „Weniger als in Deutschland“; 47,95 Prozent mit „Ganz unterschiedlich je nach Ziel“ und 3,9 Prozent mit „Grundsätzlich keins“.